Was macht die ärztliche Weiterbildung in Deutschland so komplex?
Schon lange dreht sich das Thema um Mängel in der ärztlichen Weiterbildung. Wie schon die Umfrage der Bundesärztekammer 2010 zeigte, findet Weiterbildung in Deutschland gar nicht oder zufällig statt. Auch in der Umfrage der DGAI war im Jahr 2011 bei nicht einmal der Hälfte (42%) der Befragten die Weiterbildung strukturiert und unterlag einem festen Rotationsschema. Ein wesentlicher Faktor, warum die Personalplanung in diesem Bereich so kompliziert ist, liegt daran, dass 50% des Personals regelmäßig rotiert.
Chefärzte müssen eine Vielzahl von Variablen und Bedingungen berücksichtigen, um eine optimale Planung zu erstellen. Im Schnitt muss er dafür 20 Stunden pro Monat dafür aufwenden. Darüber hinaus führt eine fehlerhafte Planung dazu, dass der Klinikbetrieb regelmäßig gestört wird, und die rotierenden Ärzte müssen ihre Weiterbildungszeit um 16 Monate verlängern.
Laut der im Jahr 2018 erschienenen KarMed Studie gaben rund die Hälfte der Assistenzärzt:innen an, länger als die als Mindestdauer vorgeschriebene Zeit zu brauchen.
Die Gründe lagen bei über 70% der Ärzte an fehlenden Rotationen oder an zu wenig Zeit und Raum, um den Anforderungen der Weiterbildungsordnung gerecht zu werden.
Wie sieht es heute aus?
Die zuletzt im Jahr 2021 erschienene Umfrage vom Marburger Bund zeigt leider keine erfreulicheren Zahlen. Nur 15 Prozent der Ärztinnen und Ärzte geben an, dass ihnen ein strukturierter Weiterbildungsplan ausgehändigt wurde; allerdings spielt der Plan dann bei zwei Dritteln der Umfrage-Teilnehmer sowieso keine Rolle. Neben Personalmangel, geben 38% der Befragten dabei an, dass starre Einsatzpläne einer guten Weiterbildung im Wege stehen.
Dabei bestehen deutliche Zusammenhänge zwischen schlecht bewerteter Arbeitszeitorganisation und der zu besetzenden Arztstellen. Krankenhäuser, in denen die Arbeitszeiten und Arbeitszeitorganisation vom Ärztlichen Dienst positiv eingeschätzt wird, haben im Bundesdurchschnitt 3,6% offene Stellen, gegenüber den übrigen Häusern mit 4,2% offenen Arztstellen.
Warum ist das Thema hochbrisant?
In der heutigen Zeit spezialisieren sich Kliniken immer mehr und schließen sich zu Verbünden zusammen, was eine standortübergreifende Rotation erfordert. Zudem haben Kliniken hohe Erwartungen, ihre Kosten im Griff zu behalten und profitabel zu werden. Insgesamt nehmen ärztliche Rotationen einen immer größer werdenden Stellenwert ein. Diese komplexen Anforderungen können nicht mit isolierten Excel-Dateien bewältigt werden. Die Bundesärztekammer versucht ebenfalls der Problematik entgegenzusteuern und schreibt vor, dass ab 2025 eine strukturierte Rotationsplanung verpflichtend wird. Ansonsten drohen sie mit Entzug der Weiterbildungsermächtigung. Es ist daher entscheidend, eine Lösung zu implementieren, die alle Kliniken miteinander vernetzt und Rotationsprozesse erleichtert.
Wir kommen nicht umher, die ärztliche Weiterbildung grundlegend zu verändern
Um eine hochwertige ärztliche Weiterbildung zu gewährleisten und die ärztliche Qualität zu sichern, ist es unerlässlich, auf moderne cloudbasierte Lösungen, im Sinne einer digitalen Rotationsplanung zu setzen. In einer vernetzten Welt kommen Kliniken nicht umher, ausgediente Systeme auszumustern und durch effizientere zu ersetzen. Kapazitäten von personalplanenden Ärzt:innen müssen freigesetzt werden, um eine optimale Patient:innenversorgung sicher zu stellen.
Es ist Zeit Chancen zu nutzen, die sich durch Digitalisierung bieten.
Smarte Automatisierungsprozesse ebnen den Weg für neue Arbeitsmodelle, wo die qualitative Ausbildung der Fachärzte der Zukunft im Fokus steht.
Literaturverzeichnis
Deutsches Ärzteblatt, März 2010: Evaluation der Weiterbildung Ein erster Schritt.
Anästh Intensivmed 2015: Sonderbeiträge Weiterbildung
Van den Bussche H, Nehls S, Boczor S, Siegert S, Kocavalent RD, Scherer M. 2018. Was wissen wir über die reale Dauer der ärztlichen Weiterbildung in Deutschland?
MB-Barometer: Ärztliche Weiterbildung 2021
Blum K, Löffert S: Ärztemangel im Krankenhaus – Ausmaß, Ursachen, Gegenmaßnahmen – Forschungsgutachten im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft.
Redaktion: K. Neussl, SEDIWORK – smarte Rotationsplanung
katherina.neussl@sedidoc.de www.sediwork.de