Warum ist Short-Mentoring sinnvoll und notwendig?

Im Rahmen meiner Arbeit als Oberärztin in der Klinik für „Operative Intensivmedizin und Intermediate Care“ am Universitätsklinikum Aachen stehe ich bei Lehrveranstaltungen unserer Klinik im kontinuierlichen Austausch mit den StudentInnen. Insbesondere die Gespräche mit den Studentinnen, die sich für die operative Intensivmedizin interessieren, zeigten mir regelmäßig, dass diesen zumeist von einem Werdegang in der Intensivmedizin oder chirurgischen Fächern abgeraten wird. Ähnliche Rückmeldungen erhalten Studentinnen die den Wunsch äußern, eine Stelle als Ober- oder Chefärztin zu erlangen oder eine universitäre Karriere anstreben. Diese negative Rückmeldung zu den Karrierewünschen der Studentinnen erfolgt oft ungefragt und wird stets mit ihrem Geschlecht begründet. Aus Sicht der „Ratgebenden“ ist eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie hier nicht realistisch und eine Karriere in diesen Fachbereichen oder dieser Position für Frauen somit schwer bis unmöglich zu bewältigen.

Viele unabhängige Berichte dieser Art veranlassten mich, gemeinsam mit 5 weiteren Kolleginnen aus verschiedenen operativen Disziplinen, ein eigenständiges Seminar einzuführen und den Studentinnen ein „Short-Mentoring“ von Frauen für Frauen zu ermöglichen. Hierbei erlebten die Studentinnen verschiedene Rollenmodelle und -vorbilder, und hatten in kleinen Gruppen die Möglichkeit, ein Mentoring von Frauen zu erhalten, die aufgrund ihrer Erfahrungen und Karrieren hierzu befähigt sind.

Mit Hilfe des Seminars wurden pro Semester ca. 25 Studentinnen, die Interesse an einem Karriereweg in den genannten Fächern hatten, unterstützt. Anhand eines validierten Fragebogens konnten wir erstmals zeigen, dass die Karriereabsichten und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten der Studentinnen mittels Short-Mentoring signifikant gesteigert werden können. Dieser Effekt wurde auch bei einer validierten Befragung ein Jahr nach Seminarteilname bestätigt.

Bekanntermaßen sind in vielen Bereichen der Medizin, insbesondere in Führungspositionen, Frauen in der Minderheit und das, obwohl heutzutage die Mehrheit der MedizinstudentenInnen weiblich ist. Es ist offensichtlich, dass wir in den ersten Berufsjahren in vielen Bereichen eine Abnahme von Ärztinnen haben. Das Ziel besteht darin, die Anzahl der Frauen in den verschiedenen Fachbereichen und in den Führungspositionen zu erhöhen. Mentoring ist hier nachweislich eine erfolgreiche Methode. Es konnte jedoch gezeigt werden, dass Frauen die Frauen als Mentoren und Rollenvorbilder haben hiervon besonders profitieren. Da es insbesondere in den Fächern mit geringem Frauenanteil an genau diesen Mentorinnen und Rollenvorbildern fehlt, stellt das Short-Mentoring eine innovative Methode dar, vielen Studentinnen und jungen Ärztinnen die Möglichkeit eines gewinnbringenden Mentorings zu geben und unterschiedliche Rollenvorbilder vorzustellen.

Um dieses gewinnbringend Mentoringkonzept mit inspirierenden Rollenvorbildern Ärztinnen standortunabhängig mit immer wechselnden und neuen Mentorinnen anbieten zu können, ist eine digitale Plattform eine innovative und gewinnbringende Lösung. Aus diesem Grund ist es uns ein Anliegen, dieses Format hier neu zu etablieren. Wichtig ist es und hierbei, nicht nur im Bereich der Frauenförderung ein Short-Mentoring anzubieten. Das Prinzip, in relativ kurzer Zeit ein gutes Mentoring und den Einblick in viele Lebens- und Lösungswege zu erhalten soll hierbei ebenso auf andere relevante Themen übertragen werden.

PD Dr. med. Jana Mossanen

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